Dies alles setzt aber voraus, dass
a) man sich auf die Statistik verlassen kann
b) die genannten Mangelerscheinungen auch solche sind bzw. ab welchem Grenzwert eine Mangelerscheinung als solche bezeichnet wird
etc.
Im Endeffekt würde es dann doch wieder auf irgendwelche Bluttests etc. hinauslaufen, da man ohnehin die Stoffmenge in der Alltagsnahrung nicht so genau bestimmen kann und auch individuelle Gegebenheiten immer querschießen.
Als Gesunder irgendwelche Tests machen zu lassen, weil ja irgendeine abstrakte statistische Vorgabe nicht erfüllt sein könnte, davon halte ich nichts. Statistik "über die Massenbevölkerung" hin oder her - am Ende bleiben Grenzwerte, Definitionen von Krankheiten oder Mangelerscheinungen, etc. doch nur Konstrukte mit mehr oder minder großer Willkür.
Dr_Frottee hat geschrieben:Ob ein Mensch ausreichend mit essentiellen Stoffen versorgt ist, ist doch eine Sache des Versorgungsstatus (z.B. Messung des Wertes im Blut, sofern dieser aussagekräftig ist; bei Magnesium z.B. ist das ja nicht aussagekräftig, weil der Körper den Blutwert weitgehend konstant hält unabhängig vom Versorgungsstatus) und nicht der "Kaufmöglichkeiten". Der Tank meines Autos ist doch nicht voll, nur weil ich an der Tanke stehe und und tanken könnte.
Wie gesagt, der Begriff "Versorgt" kann mehrfach verstanden werden. Wie Du das definierst ist ja Deine Sache und mit dieser Erklärung ersichtlich.
Der springenden Punkt, und genau das habe ich in meinem letzen Post ja schon angesprochen, ist die Aussagekraft der Tests bezüglich dem Individuum. Die ist m.E. bei den meisten Tests äußerst gering.
Um Dein Auto-Beispiel zu adressieren, wäre meine weiterführende Frage die: Braucht Dein Auto einen vollen Tank? Tut's nicht ein halbvoller auch? Oder vielleicht sogar ein ganz leerer, falls das Auto ein Ausstellungsstück ist, das nicht mehr fahren soll? Ist das Auto nicht auch ausreichend versorgt, wenn das Benzin griffbereit ist, wenn es gebraucht wird? Rahmenbedingungen und die Betrachtung des Individuums sind aus meiner Sicht das Entscheidende, nicht die Fixierung auf irgendwelche abstrakten Normen.
Dr_Frottee hat geschrieben:Ich habe auch nicht gesagt, daß jeder, ein Ernährungstagebuch führen udn Blutuntersuchungen machen lassen soll und er krank wäre oder würde, wenn da Werte aus dem Normbereich herausfielen. Umgekehrt wird ein Schuh draus: Wenn jemand ein Gesundheitsproblem hat, halte ich es für sinnvoll, den Versorgungsstatus mit essentiellen Stoffen zu prüfen. Wenn jemand 2-3 Jahre lang trainiert und nicht aufbaut, halte ich es für sinnvoll, den Versorgungsstatus mit essentiellen Stoffen zu prüfen.
Frage: Welcher Mensch spätestens ab ca. seinen 20ern hat kein "Gesundheitsproblem" (oder was er als solches wahrnimmt) ... oder schränken wir das ganze ein: Hat kein "Gesundheitsproblem", das man nicht irgendwie mit einem der von Dir im erstpost genannten Stoffe irgendwie in Verbindung bringen könnte?
Dr_Frottee hat geschrieben:Was ich nicht verstehe: Bei verschiedenen Krankheiten werden vorsorgeuntersuchungen gemacht -- auch Blutanalysen. Diese macht man ja offenbar deshalb, weil der Betreffende im Falle der Krankheit diese gar nicht wahrnimmt, sondern erst in einem relativ späten Stadium. Ich hab in meiner ausbildung auch gelernt, daß bei Organen gelten würde, daß diese schon zu 70-80% zerstört wären, bevor man dies "bemerkt" -- also spürt.
Das mit den "Organen" hast Du sehr weit gefasst - was verstehst Du denn unter "Organ"?
zu Deiner Frage: Hab ich im vorherigen Post bereits erläutert:
Hernando hat geschrieben:Bei Screeningmaßnahmen (und eine solche propagierst Du hier) stellt sich immer das Problem, den möglichen Nutzen dem potentiellen Schaden gegenüberzustellen. Dies überlasse ich an dieser Stelle jedem selbst.
Screeningmaßnahmen werden dann gemacht, wenn die Entscheidungsträger meinen, dass die Kosten-Nutzen-Relation stimmt. Oder manche würden sagen, wenn bestimmte Leute/Firmen/Lobbyisten überzeugend genug waren, wenn genug Geld geflossen ist, etc. Kann sich ja jeder selber ein Bild machen (ich empfehle angelehnt an die Thematik das Buch "Tödliche Medizin und organisierte Kriminalität" von Peter Gotzsche (mit durchgestrichenem o) zur reflektierten Lektüre).
Ist ja auch nicht alles eitel Sonnenschein in den aktuell etablierten Screenings ... Mammographie ist hart in der Kritik, ebenso das gesatationsdiabetes-Screening.
Dr_Frottee hat geschrieben:Insofern sehe ich auch Deine Aussage kritisch, wenn Du sagst, Du würdest von Statusuntersuchungen (Vitamine + Mineralstoffe) dringend abraten.
Das habe ich nicht so geschreiben, wie Du es darstellst. Du hast die allgemeine Empfehlung ohne Diskriminierung - also für jeden, unabhängig von Symptomen - gegeben:
Dr_Frottee hat geschrieben:Daher auch immer wieder mein Plädoyer: Führt mal über eine Woche ein Enährungsprotokoll und wertet das dann aus. Wenn Ihr da alle Stoffe ausreichend zuführt, seid Ihr wahrscheinlich wirklich gut und ausreichend versorgt. Wenn Ihr aber den einen oder anderen Stoff mangelhaft zuführt, wäre es vielleicht nicht verkehrt, den auch mal im Blut messen zu lassen, um den tatsächlichen Versorgungsstatus festzustellen. Und bei einem Mangel dann zu beheben.
Davon, von einer unreflektierten, breiten Testung, rate ich ab. Ob Du irgendwann irgendwoanders etwas geschrieben hast, was Deiner hier gegebenen Meinung widerspricht oder die Kraft der Aussage abmildert, weiß ich nicht, und ich würde auch nicht jedem Leser unterstellen wollen, dass er sich innig mit all Deinen verfassten Texten/sonstigen Medien auskennt. Daher beziehe ich mich - wie ich finde zu Recht und logischerweise - auf Deine Aussagen in ebendiesem. Weiter zum Ernährungsprotokoll: Manche der genannten Stoffe kann der Körper zudem speichern - hat man in der dokumentierten Woche nicht genug Stoff x aufgenommen, aber die Zufuhr reicht mit der sonst sporadisch aufgenommenen Nahrung trotzdem, würde man u.U. schon wieder unnötigerweise in Aktion springen.
Der Andere Fall wäre dann: Hat jemand Symptome und stellt dann in seinem Tagebuch fest, er nimmt vermutlich zu wenig von Stoff xy (der nach eingehender Google-Recherche dann auch tatsächlich mit der wahrgenommenen Symptomatik zusammenhängen könnte) zu sich würde ich auch erst mal (je nach Betrachtung des jeweiligen Stoffes und seiner "therapeutischen Breite") sagen, iss mal ein bischen mehr von Nahrungsmitteln, die reich an diesem Stoff sind und schau, ob's Dir besser geht. Wenn nicht, kann man ja mal schauen, ob man tiefer in die Diagnostik einsteigt. Denn wie oben schon geschrieben ist auch ein durch Definition festgelegter Mangel bei einem Wert nicht zwangsläufig auch für die Symptomatik verantwortlich. Da halte ich es nicht zwangsläufig für sinnvoll, sofort mit Kanonen auf Spatzen zu schiessen (natürlich alles abhängig von Schwere und Art der Symptome).
Zumal die Folgen dann auch nicht zwangsläufig so einfach wären, wie man das oft gerne hätte: Soll man bei Jodmangel zwangsläufig substituieren? Deutschland hat sich beispielsweise so weit ich weiß bewusst gegen eine Jodbeimengung ins Trinkwasser entscheiden, u.A. wohl auch, da meines Wissens bei Anlageträgern für einen m. Basedow eine Jodsubstitution die Krankheit triggern könnte. Die Empfehlung, jodiertes Speisesalz zu verwenden, wird aber dennoch (wie ich finde sinnvollerweise) gegeben, da die Jodmangelstruma-Inzidenz vermutlich aufgrund dieser Maßnahme deutlich zurückgegangen ist. Aber auf seinen Jodgehalt getestet wird doch kaum jemand, oder? Dieses Beispiel hat m.E. aber auch die Besonderheit, dass direkter und wohl relativ deutlicher Zusammenhang zwischen Geographie, wenig verfügbares Jod in der Nahrung und Struma "erwiesen" (wen nicht das mal so stark sagen darf) ist.
Dr_Frottee hat geschrieben:Was ich mich generell frage, ist: Wieso lehnt der größte Teil der Ärzteschaft eine Untersuchung des Versorgungsstatus mit essentiellen Stoffen ab?
Vielleicht kannst Du mir das erklären?
Angenommen, Deine Behauptung stimmt überhaupt (auf welche Daten stützt Du Dich hier?), würde ich vermuten
a) weil nicht annähernd ein überzeugender Nutzen solcher Untersuchungen dargelegt werden konnte (abgesehen vom Einzelfall)
b) diese Essentiellen Stoffe so weit mir bekannt ist in einer ausgewogenen Ernährung bis auf ein paar Ausnahmen (die dann nicht selten auch von medizinischer Seite adressiert werden) bei ausgewogener Alltagsernährung in ausreichender Menge zur Verfügung stehen
c) man sich bei breiten Screening auf diese Stoffe lauter kranke Menschen generieren würde
d) weil es eine Unzahl an "essentiellen Stoffen" gibt
Natürlich kann man die Bevölkerung auf alles Mögliche untersuchen, und bei so ziemlich jedem wird man irgendwas feststellen. Unbezahlbar und in meinen Augen sowas von sinnlos. Die Pharma-Industrie würde sich aber über eine zu 100% kranke und behandlungsbedürftige Bevölkerung sicher freuen (und die Labors über die ganzen Tests).
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