von Henry » 08 Aug 2015, 14:31
Passend zu dem Thema habe ich diesen Artikel gefunden:
Das perfekte Erscheinungsbild
Welche Maße muss der männliche Körper haben, um als perfekt zu gelten? Dieser Frage widmete sich Gironda schon sehr früh in seiner Bodybuilding-Karriere und lehnte sich bei ihrer Beantwortung stark an Pythagoras und Leonardo da Vinci an. Vor allem die Maße der Skizze des vitruvianischen Menschen von da Vinci waren ihm hierbei hilfreich: In dieser Zeichnung ist der körperlich perfekte Mann acht Köpfe groß, ist von der linken zur rechten Schulter zweieinhalb Köpfe breit, wohingegen die Hüfte lediglich einen Kopf breit ist. Außerdem sind Hände und Füße einen Kopf lang. Da Körper-, Hand- und Fußgröße eine Sache der Veranlagung sind, bildete Gironda aus diesen Vorgaben eine Art Minimalkonsens, vor allem bezogen auf Bodybuilder, da man die von ihm genannten Merkmale im Gegensatz zur Körper-, Hand- und Fußgröße auch trainieren kann. Über die Hüfte lässt sich hierbei streiten, doch dazu später mehr.
So sollte laut Gironda ein Mann neben breiten Schultern, einer schmale Taille und Hüfte auch gerade, nach unten hin verjüngende, aber dennoch muskulöse Beine besitzen. Neben diesen Eigenschaften ist außerdem noch eine aufrechte und würdevolle Körperhaltung von großer Bedeutung, um die oben genannten Eigenschaften zur Geltung zu bringen.
Um dies zu erreichen, muss der Muskel vom Ansatz bis zum Ursprung, also in seiner kompletten Länge trainiert werden. Dadurch sollen – entgegen der Erscheinungsform vieler Bodybuilder in der heutigen Zeit - lange, wohlgeformte Muskeln erreicht werden. Denn was nützen einem die besten Muskeln, wenn sie nicht in Form sind und somit nur zu einer gedrungenen und kurzen Erscheinungsform führen?
Dass dieser Ansatz in der heutigen Zeit zum Großteil unmodern und unnatürlich erscheint, ist wohl jedem klar. Gerade in den vergangen 20 – 30 Jahren haben sich die Körper immer mehr in eine andere Richtung als die der Oldschool-Bodybuilder verändert: Weg von Körpern, die vor allem ästhetisch sein sollten, bei denen noch das "add size where it counts"-Prinzip galt, hin zu den "Masse um jeden Preis"-Körpern. Dabei ist es heute egal, wo diese Masse landet: am Hintern oder an den Beinen oder am Bizeps. Hauptsache "the bigger the better!". Dadurch wird es doch etwas verständlicher, dass vor allem Neulinge in diesem Sport, die nichts anderes als diese Körper kennen, diejenigen, die eine andere Meinung vertreten, als "Discopumper" und ähnliches bezeichnen.
Am Auftauchen dieser neuen Körper störte sich auch Gironda, der daraufhin sehr stark durch seine folgende Auffassung vom Erscheinungsbild eines Bodybuilders zu provozierte wusste:
Creating an illusion – Eine Illusion erschaffen
Eine Illusion zu erschaffen, das war das Ziel von Vince Gironda für sich selbst und für seine "Schüler", die er trainierte. Ein Ziel, für das er oftmals hart kritisiert und belächelt wurde. Es sollte eine Illusion des perfekten Körpers sein: breite Schultern, schmale Hüfte, geformte Muskulatur. Dass es für das Erreichen dieses Ziels nicht unbedingt von Nöten ist, wirklich riesige Schultern und eine schmale Hüfte zu haben, das versuchte Gironda den Leuten beizubringen.
Das Gegenargument vieler war das folgende: "Ich möchte nicht nur groß aussehen, ich möchte auch groß sein!" "Du kannst so groß werden, wie Du willst", antwortete Gironda auf diese Aussage, "allerdings unter einer Bedingung: Baue nicht an den Stellen Deines Körpers auf, an denen Masse mehr Schaden anrichtet, als dass sie Nutzen trägt."
Taadaa! Da haben wir es wieder, das "add size where it counts"-Prinzip. "Füge dort Masse hinzu, wo sie wichtig ist!" so könnte man dieses Prinzip am Einfachsten, wenn auch etwas holprig, übersetzen. Für ihn sollte daher Bodybuilding nicht Bodybuilding heißen, sondern mehr "body sculpting" oder "physical culture", weil der Begriff Bodybuilding zu sehr dazu verlockt, soviel Masse wie möglich aufzubauen. Diesen Illusionsgedanken möchte ich noch etwas vertiefen, anhand von einem praktischen Beispiel.
Laut Gironda konzentrieren sich Anfänger viel zu sehr auf bestimmte Zahlen für Gewicht, Umfänge, Körperfettanteil und so weiter und sofort. Dem hatte er Folgendes entgegenzusetzen, was durchaus der Wahrheit entspricht. Was interessiert es die Jury bei einem Contest - abgesehen von der Gewichtsklasse natürlich - oder die Leute auf der Straße, wie viel man bei welchem Körperfettanteil wiegt? Das Einzige, was sie interessiert, ist Form, Größe und Symmetrie (Okay, die Leute auf der Straße vielleicht nicht ganz so sehr).
Die Zahlen, die das ausdrücken, interessieren nicht wirklich. Ansonsten wäre ein Bodybuilding-Contest das Einfachste auf der Welt: Derjenige mit den größten Umfängen in Relation zu Gewicht, Körperfettanteil und Körpergröße hätte gewonnen. Man bräuchte so etwas wie Posing gar nicht, lediglich ein Blatt Papier mit allen Daten der Teilnehmer. Wir alle wissen aber, dass das zum Glück nicht so ist. Entscheidend ist, wie es auf den Betrachter wirkt. Nicht mehr und nicht weniger. Das ist mit dem Erschaffen einer Illusion gemeint.
Man muss also nicht 100kg wiegen um nach 100kg auszusehen. Beispiele dafür gibt es zu genüge ...
Schaffe, schaffe, Körperle baue,
Und net nach de Fastgainer schaue.